Die Rolle des Vornamens in unserem Leben
von Dr. phil. Sonja Deml | 17. Februar 2014
Vornamen begleiten uns durch das ganze Leben, sie werden mit Assoziationen und Erinnerungen verbunden und spielen selbst bei der Partnersuche eine Rolle...
Die Vornamen gehen mit der Mode, es gibt jedes Jahr Hitlisten und absolute No-Gos. Schon während der Schwangerschaft machen sich die werdenden Eltern Gedanken über den Vornamen ihres Kindes. Die meisten Eltern geben sich dabei viel Mühe. Manchmal wird der Name bis zur Geburt nicht verraten, damit ihn niemand ausplaudert, schlecht macht oder gar ein anderes Kind diesen Namen bekommt. Manchmal stellen Eltern auch nach der Geburt fest, dass der Name überhaupt nicht zu diesem Kind passt und sie vergeben intuitiv einen ganz anderen Namen. Unser Vorname begleitet uns das gesamte Leben und die Psychologin Sandra Konrad hat sich in ihrem Buch „Das bleibt in der Familie“ intensiver mit der Rolle des Vornamens beschäftigt.
Auswirkungen der Namenswahl
Mit der Namenswahl ist der allererste Auftrag verbunden, den uns unsere Eltern mitgeben, so Sandra Konrad. Ein Romeo entstand beispielsweise aus der Sehnsucht heraus, dass die Liebe der Eltern alle Krisen überstehen möge. Mimi verdankt ihren Namen der lustigen Lieblingstante ihrer Mama und die Eltern von John-Philip hoffen, dass der Sohn ihre Vorliebe für Nordamerika teilt. Werden Kinder nach Toten benannt, steht die Namensgebung oftmals unter keinem guten Stern. Die Eltern möchten einen Teil der Verstorbenen auferstehen lassen, doch die Kinder können diesen Auftrag niemals erfüllen. Generell weckt ein bestimmter Vorname Assoziationen sowie Erinnerungen und wir werden aufgrund unseres Vornamens bewertet. Mit einigen Namen wird mehr Attraktivität, Erfolg oder Intelligenz verbunden als mit anderen. Viele Eigenschaften werden uns aufgrund unseres Namens zu- oder abgeschrieben. Das merken heutzutage Kinder in der Grundschule. Sandra Konrad zufolge haben Kevins und Chantals schlechtere Karten als Charlottes oder Simons. Ein Lehrer soll sogar auf einem Fragebogen vermerkt haben, Kevin sei eine Diagnose! Wie viele Kevins und Chantals wohl unter den negativen Vorurteilen ihrer Lehrer leiden? Sie haben sich ja ihre Namen nicht ausgesucht…
Die Rolle des Namens bei der Partnersuche
„Hiermit geben wir die Verlobung von Emma und Max bekannt!“ Niemand würde das komisch finden. Pascal und Jacqueline-Chayenne könnten ebenso heiraten wie Sabine und Sebastian. Hans-Dieter und Mandy irritierten einen schon eher, denn wir verbinden bei der Partnersuche mit Vornamen eine gewisse soziale Schicht, stellen uns den dazugehörigen Beruf, Verdienstmöglichkeiten und auch das Prestige vor. Kennen wir nur den Vornamen, so verbinden wir damit auch ein bestimmtes Alter, eine Generation und schreiben dem Namen sogar äußerliche Attribute zu. Das spielt eine große Rolle beim Online-Dating, denn schon der Nickname verrät einiges über den Single. Auch ohne ein Profilfoto stellen wir uns unter „Turbo-Günni“ eine bestimmte Frisur vor und glauben zu wissen, welches Auto er fährt und welche Hobbys er hat. Bei „HelgaXL“ denken wir an eine korpulentere Dame in der zweiten Lebenshälfte. Lernen wir uns mit unseren wahren Vornamen kennen, und sind wir vielleicht schon etwas angetan, dann stellen wir uns vor, wie unsere Namen miteinander klingen würden: Klingen sie harmonisch, passen sie gut zusammen oder entsteht daraus gar ein Zungenbrecher? Und wir überlegen, ob wir sagen könnten „Ich liebe Dich, Trixi!“ und wie Eltern und Freunde in Niederbayern auf „Jorge“ reagieren. Außerdem soll der neue Partner nicht so heißen wie der Ex-Partner, denn damit wären zu viele Erinnerungen verbunden.
Wer wissen möchte, wie sein Name bei der Partnersuche wirkt, sollte Clemens Beöthys humorvolles Buch „Schnacksel nie mit einem Axel“ lesen. Hier erfährt der Leser auch, welche Namenspartner ideal wären.
Foto: © soniacri – Fotolia.com
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